Dienstag, 9. Januar 2007

Sonne und Mond (Der Gehängte 12)

Immer wieder mache ich anhand von Eigenbeobachtungen interessante Erfahrungen mit der psychologischen Astrologie. Lunar und Solarhorskope (Monats- und Jahresprognose) fallen bei mir in diesen Tagen nahe zusammen mit einem bedeutenden Unterschied zwischen den beiden Sternbildern. Das Sonne-Mond Verhältnis (welches für Beziehungsfragen wichtig ist) steht im Jahreshoroskop deutlich besser als in diesem Monat, wo ich wieder einer Zerreissprobe ausgesetzt bin. Diese Zerreissprobe (im Horoskop durch ein Anderthalbquadrat zwischen Sonne und Mond wiedergegeben) ist bei mir grundsätzlich, nämlich auch in meinem Geburtshoroskop angelegt, allerdings und widersprüchlicherweise wird sie dort von einer Konstellation gekreuzt, die ein eindeutiges „Beziehungspotenzial“ anzeigt, nämlich eine Venus-Mond Opposition.
Nun droht mein Blog vollständig in esoterischen Jargon abzugleiten. Aber meine inneren Schnittmuster, aus welchen die Kleider meiner Seele gefertigt sind, sind nicht ohne „objektive“ Deutungsraster anschaulich zu machen. Und alles preisgeben möchte ich hier doch wieder nicht. Ich versuch es fair mir selber gegenüber und in nachvollziehbaren Worten auszudrücken: Die Zuversicht auf ein sattes Beziehungsleben konkurriert zur Zeit mit der verheerenden Erfahrung, die ich an Partnerschaft ganz klein von früh auf mitbekommen habe: das Verhältnis zwischen meinen Eltern nämlich, das in mir zum inneren Muster geworden und nur schwerlich, auch mithilfe qualifizierter Fachpersonen, zu überwinden scheint. Und dennoch stehe ich inzwischen immer wieder an der Schwelle dieser Überwindung. Noch einmal fühle ich mich gegenwärtig arg zurückgeworfen. Vielleicht wegen der lieb gemeinten Geburtstagspost meiner Familie? Und hier an diesem alten Ort, bin ich sogar absolut beziehungsunwillig. Wenn es gut kommt, bin ich an diesem Ort religiös, sprich hoffnungsvoll dem Mutterbauch des Himmels zugewandt mit der Bitte, dass er mich noch einmal zurücknimmt. Wenn diese Hoffnung auch nicht mehr möglich ist, dann bin ich ganz arm dran und fühle mich wie ein Gehängter.
Nur langsam fliesst die Flut neuer Möglichkeiten an meinen Strand zurück. Vielleicht hab ich es auf dieser Website bereits bewiesen: ich hab schöpferische Fantasie und daraus lässt sich auf aktiv formende Weise manches Leben in die Wege leiten. Nicht als Alternative zu einem realen Alltagsleben mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten, sondern zusätzlich, als Joker sozusagen für die (zu?) Cleveren unter uns. Das Leben ist vielschichtiger als es sich Einsenbahnfreaks zugestehen, die von der Eingleisigkeit dieses Fortbewegungsmittels fasziniert sind.
Wieder ist Hans das verlängerte Wochenende bei mir, und er gibt mir viele Werte zurück, welche bei meinem Kampf am Galgen zu kurz baumeln: die Natürlichkeit und Einfachheit eines Menschen beispielsweise, der unter der Voraussetzung sich liebenden Eltern aufgewachsen und durch weniger emotionale Verunsicherung geprägt ist als ich. Ja, ein wenig gleicht Hans einer fröhlichen Lokomotive und seine erste Kindheitserinnerung ist eine Fahrt mit der „Spanisch Brötlibahn“. Erst gestern waren wir gemeinsam Zug fahren und ich las in einem Schwulenroman von David Leavit, dessen Eltern sich in einer Mischung zwischen verheerend und liebevoll zueinander verhalten haben, was der Autor psychologisch luzide, und unterhaltsam-entkrampft beschreibt. Ich bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Auch meine Geschichte. Die Prognosen stehen nicht schlecht. Ausserdem bin ich ja fleissig dabei, auch noch den obersten Himmel (welcher ist das, etwa der siebte?) flehend zu beschwören, der jenseits aller sichtbaren Galaxien liegt. Besonders fleissig bin ich darin, wenn immer ich hier am Kreuz hänge. Ich hänge übrigens umgekehrt wie Andreas. Und mittlerweilen bin ich so langgestreckt, dass ich bereits wieder Gras unter den Fingerbeeren spüre.

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