
Was ist anders mit dir als mit den anderen Bären im Internetz? Dass du noch profundere Seelenschichten aufrührst, dass du noch tieferliegende Dielen aufbrichst und sich darunter ungeahnte Räume auftun?
Anders ist jedenfalls dein Umgang mit den künstlichen Schranken virtueller Begegnung. Wir telefonieren und du buchst einen Flug zu mir. Wahrscheinlich helfen solche Gesten, mich derart aufzuwühlen.
Du bezwingst die Wirklichkeit, Husbear. Ich würde nicht sagen, du seist ein Eroberer, dafür bist du ein zu spiritueller Reisender. Aber du scheinst alles an dir zu haben, was ein Mann sich wünschen kann, nur dass du unverheiratet bist. Und auf diesem thematischen Hintergrund sind wir ins Gespräch gekommen.
Du liest mich. Auch das ist anders. Du gehörst zu den von dir eingeschätzten 3%, die diesen Blog lesen und verstehen können, und du findest dich teilweise in den verschlüsselten Fragestellungen wieder. Du analysierst meine Struktur und willst meinen Code; du bist ein Rosenkreuzer. Aber du weißt noch nicht, wen du vorfinden wirst.
Du löst meinen Wunsch nach Hingabe aus, Einäugiger. Und wenn du sie entdeckst, dann hast du einen Schatz gefunden. Schöpfst du daraus die Kraft für deine Spekulationen? Ist es das, was dir fehlt; liegt darin der Trieb und der Grund für deine Umtriebe; die Sehnsucht nach einem pure and utter amazement gegenüber deiner seelischen Natur? Nach einem ungeheuchelten, ungeteilten Magnetismus? Just ihn weckst du in mir, Husbear. Darin liegt dein Vorteil meiner Versehrung: meine entstellte Empfänglichkeit liegt vollkommen unbedeckt. Und du hast den Ausweis, CIA. Du wirst überall vorgelassen mit deinen Kompetenzen. Dir vertraue ich. Und gerade deshalb werde ich dein Gewissen prüfen. Ich bin bis anhin ziemlich vor missbräuchlichem Zugriff verschont geblieben, dank Vorsicht und meinen Schutzengeln. Du fandest dich bereits an beiden Enden vom Verwirrspiel trügerischer Übervorteilung wie alle, die wissen wollen, aus welchem Stoff sich der innerste Kern der Materie zusammensetzt. Und ich spüre, du bist selbst aus diesem Stoff gewoben und du bist stärker als alles, was dich umhauen wollte. Dennoch muss ich dich auf etwas noch Wichtigeres hin prüfen, denn wenn du mich nicht unbefristet lieben kannst, dann bin ich wertlos und dann bist du zu starker Tubak für mich, Trevor.
Du hast die Natur menschlicher Machbarkeit zweifellos verstanden und ich stehe diesbezüglich ganz weit und naiv dahinter zurück. Inwieweit hast du aber – davon losgekoppelt – die Natur selbstloser Liebe begriffen? Selbst Religion interessiert dich nur „systematisch“; du wolltest nicht auf Gott zurückfallen als eine Wolke, die dich trägt, da dir das naturwissenschaftlich zu utopisch ist. Diese Wolke ist aber der Urstoff jeder Liebesbeziehung, die auf unbewusste Manipulation verzichtet. Du müsstest dich bekehren, ehe wir zusammenziehen.
Ich habe auf dich gewartet, mein Freund. Ich weiss nun, dass es einen Bären gibt, der mich zu fesseln vermag ohne dass ich einen Schritt hinter mein Liebesideal zurücktrete. Du kannst alles sein, was ich mir zu wünschen vermöchte, aber du wirst zuerst in mich hinabblicken, vorbei an allem Ungeschickten und Missratenen auf das hilflose, ehrliche Begehren eines glückstrahlenden Kleinkindes, welches noch weiss, woher es stammt und wohin es, unabhängig von jedem Schicksal, bedingungslos, zertrümmert oder unbeschadet zurückkehrt. Siehst du es jetzt im Licht deines Auges tanzen?
Wenn wir uns lieben, Trevor Husbear, dann werden wir es entweder nicht oder wir werden es für immer tun. Und wenn, dann werden wir anhänglicher aneinander sein und innovativer in der Weise, wie wir einander immer wieder neue Anhänglichkeit bekunden, als jedes andere Paar. Nein, wie jedes andere Paar, welches stauend zur Kenntnis nimmt, dass ihre Liebe nicht aus ihnen selber stammt und nicht erzeugt werden kann. Wir kriegen sie, solange wir unsre Herzhälften füreinander offen tragen, jeden Tag geschenkt. Bis wir wieder jung werden.
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