
Mein Herz ist beinah vor Freude zersprungen, als ich dich wiedersah. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass wir uns beide verliebt haben. Dieses seltene, gesuchte, orchestrale Ereignis hat uns ergriffen, das in manchen Menschenleben aufleuchtet wie ein Komet. Es war mir ein bisschen peinlich, dass ich so lichterloh brannte, aber ich setzte meine Unternehmen fort mit unvergleichlich grössrer Achtsamkeit und Zuwendung.
Nun ist das aber zwar die Vollendung, die Erleuchtung aber nicht die Crux der Sache, ansonsten gäbe es keine Dramatik um unsere Begegnung und kein Märchen, in welchem der Held oder der Narr das Böse besiegen muss. Unsere Story baut nämlich darauf auf, dass sich ein verletztes Herz in ein gesundes verliebt. Dein Herz hat ein zuhause, eine Heimat, eine Frau, ein kleines Kind, mein Herz hat einen besten Freund, aber weil es verletzt ist, sucht es unendlich weiter. Nun klopft es an deine Tür, und es mag sich froh und sorgefrei geben, es ist innerlich aufgeregt und will sich beweisen, dass die Sache schief läuft. Ich kann dabei nur zusehen, wie es sich an dich herantastet und jederzeit bereit ist, aus geringstem Anlass schwer zu straucheln. Es braucht nicht einmal zu straucheln, weil es verletzt ist, ist es nur schon vom Gehen wund.
Bitte, bitte, bitte hab Geduld mit mir. Dir wird noch manches sehr seltsam vorkommen, Janosch, was dir aus meiner Ecke begegnet in den kommenden Wochen und Monaten. Es ist ungemütlich, wo ich her komme und wie jeder bin ich ein Speicher meiner Erinnerung. Ich mag mich noch so fortbewegen wollen von meinen Irrtümern, manche davon sind so fundamental, dass sie mir bis unter die Maske treu geworden sind. Ich möchte davon träumen, wie du mich tröstest, während ich über mich weine. Dasselbe Herz, welches heute morgen vor Freude zersprungen ist, ist nun schon wieder schwer und traurig und einsam. Es würde so gern gesund werden, damit es keine willfährigen Streiche spielt. Wie gern wäre ich offen zu dir, Janosch, aber es geht nicht. Zu gross ist der Zwang das Unschöne und Leidvolle zu verdecken. Ich habe die Sehnsucht, dir ein klarer Spiegel zu sein um dir die Schönheit, welche für dich unsichtbar ist, zu zeigen, und das tu ich bereits, wenngleich diskontinuierlich. Aber mein See ist eine Räuberhöhle und ich hab die Schurken alle persönlich eingeladen. Es sind keine lieben, harmlose Schurken wie in kindergerechten Abenteuergeschichten. Es sind Schurken, die mich umzubringen versuchen und einige Bezirke haben sie bereits in Schutt und Asche gelegt.
Du quälst mich absichtslos, mein Freund. Ich sehe dich wie eine unstillbare Sehnsucht und meine Dämonen fangen an zu schreien, weil sie entsetzt sind über die Vorstellung, dass du sie austreibst. Ich fürchte mich vor dir. Ich habe Angst davor, dass ich deine Freude systematisch zerstören will, weil ich mit dieser Erfahrung so eng vertraut bin. Und ich bin doch voller überhöhter Erwartung und werde enttäuscht sein, wenn du mich nicht aus mir rauswirfst. Aber das kannst du weder können noch wollen, du hast andere Sorgen und Ziele. Und doch werden wir einander helfen, nicht wahr, denn du liebst mich wider jede besser Einsicht. Unsere Liebe ist ein schöner Kampf. Bitte stärke dich an mir. Überwältige die Angreifer aus meiner dunklen Seite.
Eine ganze Woche werde ich dich nun nicht sehen. Und ich ärgere mich, wenn es dir gut geht damit. Bitte vermisse mich. Vermisse mich ganz schwer. Denn es ist nicht gerecht, dass ich auch dich verliere, weil ich schon so vieles verloren habe. Dinge, die vor dem Tod unwiederbringlich sind, ausser es geht jemand für einen durch die Hölle. Gott beschütze dich, wenn du es wagst mir zu folgen.
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