"Journal der Achtsamkeit gegenüber der Liebe": Zum Geleit

Dienstag, 26. Dezember 2006

Zum Geleit

Werde ich einmal heiraten? Vielleicht sogar bald?
Die Frage klingt unwahrscheinlich, zumal ich mit niemandem ausgehe und Heirat zwischen Männern eher nicht üblich ist. Und dennoch lebt in mir eine Ahnung und das Thema zieht sich Zeit meines Lebens durch meine Empfindung wie ein roter Faden.
Ich möchte dieser Frage hier nachspüren, in diesem „Journal der Achtsamkeit gegenüber der Liebe“ wie diese Seite übertitelt ist. Und ich widme sie insbesondere jenen, die entweder Kanditaten dieser Liebe sind, werden, sein möchten oder sich aus anderen Gründe für diese Auseinandersetzung interessieren.
Bezüglich Struktur und Gliederung dieses Blogs habe ich vor, hie und da den verschiedenen so benannten Textformen (Artikel, Journal, Brief, Spruch, Meditation) Nummern der Grossen Arkana vom Tarot zuzuordnen, in welches hier sukzessive eingeführt wird. Natürlich freue ich mich über aufrichtige und intelligente (lieber E- als IQ) Kommentare, wozu ein Blog – ich spreche nicht aus Erfahrung – sich offenbar anbietet. Dem zumindest, der den Weg hierher gefunden hat oder gewiesen wurde und (wichtig!) der sich hier auch wohl fühlt.

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Wer bin ich? (0)

Der Grund meines Interenet-Auftritts liegt in meinem Willen zur Selbstentfaltung. Hier in dieser Seitenkolumne möchte ich ungefragt postulieren, was für mich wichtig ist. Für viele ist das uninteressant. Auch ich befasse mich nicht mit allem und jedem. Interessant allerdings wären für mich Rückmeldungen, die aus irgendeiner Betroffenheit entstehen oder dem Wunsch entspringen, sich ebenfalls kreativ mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen.
Die acht Einträge in der untenstehenden Liste werden in Listen mit je acht weiteren Einträge aufgegliedert. Auf der neuten Zeile steht jeweils kein Begriff; sie bleibt geheimnisvoll mit einem Stern versehen. Jeder dieser Einträge beinhaltet einen Teilaspekt meiner Person, den ich für wesentlich erachte. Die Listen sind grundsätzlich unhierarchisch angeordnet. Dennoch kommt der mittleren von neun, also der fünften Zeile eine zentrale Position zu. Und auch der erste Eintrag ist jeweils wichtig.

1 Gott: Mein Glaube

Lässt sich überhaupt stimmigerweise sagen, was für einen das Zentralste im Leben ist? Wenn ich sage, dass für mich der Glaube an Gott das Zentralste ist, dann ist das nicht ein moralischer Anspruch. Es ist in meinem Fall viel mehr eine existenzielle Antwort darauf, dass ich ins Dasein geworfen bin, und dass ich einerseits darüber Angst empfinde und andererseits begeistert und voll Hoffnung bin, dieses Leben zu gestalten. Aufgrund meiner Selbsterfahrung vermag ich das aber nicht aus eigener Kraft zu tun – zu schnell bin ich entmutigt und verzweifelt. Ich bin deshalb ein religiöser Mensch, weil ich eine konstruktive Konsequenz aus dem Umstand gezogen habe, sehr nahe an der unteren Existenzgrenze zu leben. Nicht in materieller, aber in psychischer Hinsicht. Mein Glaube an Gott bietet diesbezüglich sehr praktische, konkrete Lebenshilfe.

2 Chiron: Der verletzte Heiler

C.G. Jung verhalf mit seiner „Entdeckung“ der Archetypen vor allem der griechischen Mythologie zu einer Renaissance. Für den esotherisch veranlagten Menschen war sie gar nie in Vergessenheit geraten, denn für ihn waren die Götter immer faszinierend und relevant. Heute sind sie wieder gemeinhin populär vergleichbar mit Comicfiguren und Dinosaurier, nur auf einer höheren, geistigen Ebene, aber durchaus auch schon bei Kindern. Im Zug meiner persönlichen Wiederentdeckung der griechischen Mythologie im Zusammenhang mit der Astrologie stiess ich auf CHIRON, den gutartigen Kentaur, der bei seinen Vermittlungsversuchen zwischen zwei destruktiven Fronten seinen Schaden davonzieht: eine unheilbar schmerzende Knieverletzung. Die Figur zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit Jesus – beide waren und sind verletzte Heiler. Jesus allerdings im „verklärteren“ Sinn, denn seine Wunden schmerzen nicht mehr.
Bevor ich der mythologischen Gestalt CHIRON begegnete, erwiesen sich in einem Kurs der Persönlichkeitsanalyse von prh (personalité et relations humaines), der übrigens denselben Titel wie dies Hauptüberschrift in dieser Seitenkolumne trägt (nämlich „Wer bin ich?“), folgende zwei Konstitutionen als für mich identitätsstiftend: Erstens mein religiöser Glaube und zweitens meine seelische Verletztheit. So problematisch das zweite auch erscheinen mag, um als relevanten Grundstein der eigenen Persönlichkeit postuliert zu werden, so ist diese Analyse für mich bis heute dennoch zutreffend und hilfreich. Ich fühle mich der mythologischen Gestalt Chirons verwandt.

3 Animus: Mein innerer Geliebter

Die Vorstellung eines Animus ist bei mir stark ausgeprägt. Bis
zum heutigen Tag kam meine Sehnsucht nach einem idealen Gegenüber nicht zur Rast, obschon ich bereits ein paar Mal geglaubt habe, meinen gefunden zu haben. Tatsächlich begegne ich ihm fast täglich auf Bildern und Fotos, in den Menschen bei der Arbeit oder unterwegs. Er wird mich begleiten, so lange ich lebe, denn ohne ihn würde mein Leben viel an Sinnhaftigkeit einbüssen. Ihn zu sehen ist zu überwältigend und beglückend, als dass ich darauf verzichten wollte, immer nach ihm Ausschau zu halten.

4 Meine Texte: Eine Werkstattschau

Meine Texte sind ein Produkt, das einer reflexiven
Auseinandersetzung mit meinem menschlichen Dasein erwächst. Meiner eigenen Empfindung gemäss haftet ihnen eine gewisse Brisanz an, die im hohen Mass an individuellem Ausdruck begründet ist, der meinen Texten zugrunde liegt. Weitgehend frei gewählt wie sie sind, weitgehend konzessionslos und „authentisch“ wie sie sich zeigen, spiegeln sie ziemlich unmittelbar mein existentielles Erleben. Nirgendwo, so scheint mir, trete ich vergleichsweise expressiv und klar ans Tageslicht, weder in meinen persönlichen Begegnungen, noch in meiner beruflichen Tätigkeit.

6 Astrologie: Die Kunst der Persönlichkeitsanalyse

Die psychologisch gedeutete Astrologie erscheint mir das
zutreffendste, weil differenzierteste und auch hilfreichste Modell der Erfassung einer Persönlichkeit. Gemäss meiner Erfahrung vermag sie immer wieder verblüffend nahe wesentliche Lebensumstände innerer und äusserer Natur zu benennen und ermöglicht dadurch ein Gespräch über Bereiche, die sich häufig einer Erörterung entziehen. Bei aller Gefahr der Einseitigkeit, vermag die Horoskopdeutung meiner Ansicht nach auf tiefgreifende und auch sehr grundsätzliche Fragestellungen eines Individuums zu antworten, und findet dadurch Verwendung als persönlicher Ratgeber und als Lebenshilfe.

7 Stars: Meine Projektionsflächen

Trotz meinen Versuchen, sie abzuschaffen, weil mir eine
Höherbewertung einer privilegierten Persönlichkeit – was Stars in der Regel sind – gegenüber einer durchschnittlichen Begabung zuwider steht, gibt es sie noch immer. Oder genauer gesagt: wieder. Das Privileg ist aber keine Bedingung, um zu dieser Reihe zu gehören. So zähle ich „Droll“ mit besonderem Stolz dazu, weil er für mich gerade dadurch nahbar wird, weil mit seiner Person keine gesellschaftlichen Rollenspiele verbunden sind. Den Mönch erachte ich ebenfalls im anderen Sinn als hochgradig privilegiert, nämlich weil von seiner Persönlichkeit eine unheimlich transformative Kraft auf mich ausgeht. Diese Eigenschaft haben alle meine Stars, aber er vielleicht am vollkommendsten. Unter dem „Unbekannten“ gibt es jemanden, der bestimmt lieber auch unbe-nannt bleibt und ebenfalls nicht berühmt ist, aber in seinem Umfeld bestimmt genauso geschätzt ist wie Droll und der Mönch. Er trägt viele Eigenschaften von einem Wunschpartner auf sich. Leider weiss ich, von einer Ausnahme abgesehen, von meinen Stars persönlich recht wenig – und sie von mir sozusagen: Nichts.

8 Meine Ambitionen: Hoffentlich mehr als nur ein Traum

Ich glaube nicht, dass jeder allein seines Glückes Schmied
ist. Umgekehrt geht ohne Wunschvostellung kaum je ein Traum in Erfüllung. Ich wünsche mir, dass äussere wie innere Bedinungen dazu beitragen, dass ich mich fühle wie ein Baum, der an einem Wasserlauf steht und Früchte trägt. Egal wie wenig ich auf einer absoluten Skala abwerfe, ich möchte mich subjektiv, vor Gott und am eigenen kleinen Massstab gemessen fühlen wie ein Mensch, der etwas zu geben vermag, weil er auch selber so manches braucht.