Sonntag, 31. Dezember 2006

Sylvester (Der Eremit 9)

Heute ist der letzte Tag im Jahr, und die hoffnungsvolle Stern-Karte ist verschwunden. Schon länger steht die Sonne im Zeichen des Steinbocks, in welchem ich geboren bin. Der Steinbock passt zur Karte des Eremiten der Grossen Arkana (siehe Seitenglossar), welche meine Gefühlsstimmung zur Zeit wiedergibt. Das ist an sich in Ordnung. Ich brauche nicht euphorisch ins 2007 hinüberzuwechseln, meine innere Zuversicht schwindet nicht angesichts der aktuellen Kargheit der Gefühle, was meine Hochzeitsperspektive anbelangt.
Überall ist Flaute. Niemand meldet sich beim Chat, die herrlichen Bären wohnen alle in den USA oder noch weiter weg. Auch Willy mag nicht länger stehen angesichts meiner Schwere und Schwäche. In solchen Momenten hilft mir, wenn ich nach innen kehre. Hier flackert das Licht noch.
Warten und arbeiten ist die Devise des Eremiten. Er ist allein mit Gott und dieses Alleinsein fördert seine konzentrierte Kraft. Denn im Innern ist die Fülle vorhanden. Nicht entfaltet, nicht frei, nicht (er-)lebbar oder auszudrücken in unmittelbarem Fest und Freude. Aber sie ist gegenwärtig als ein Objekt der Betrachtung, der „Kontemplation“.
Willy friert und rollt sich zusammen. Er weiss, es ist nicht seine Zeit. Wenn er’s trotzdem probiert und herauskommt, dann mag er nur kurze Zeit und findet doch keinen Knochen. Bald legt er sich noch schützender in seine Wolle und leckt sein Fell ein wenig, um sich von seiner Unzufriedenheit zu trösten.
Ich habe Schichtdienst. Es geht ganz gut. Ich bin auf Arbeit sogar ausgelassener und vitaler als hier. Zwischendurch spür ich aber mein zahmes Licht, das mich vor Überanstrengung warnt. Aber dasselbe kommuniziert mir jeder Blick in eine spiegelnde Oberfläche: meine Augen sind leidend freundlich. Sie können weder fangen noch auf einladende Zeichen reagieren. Wenn es mir recht geht, spüre ich immerhin Wehmut über die Gebrochenheit, die ich schon lange genug trage, um mich alt zu fühlen. Auch das sind Insignien des Eremiten. Wieder reiht sich ein Jahr an die Kette.
Ich habe aber ein waches Bewusstsein über die Christuswirklichkeit entwickelt. Manchmal steht sie mir spürbar zur Seite. Sie fühlt sich dann an wie eine gelebte Alternative zum Hochzeitstraum. Der beste Freund, ob gleichaltrig, älter oder ewig jung, ist bereits da. Er ist nah, näher als nahstehende Verwandte. Aber er ist auch still und leise und sehr weit innen. Es ist schwierig mit Christus eine Kiste zu bauen. Aber ich habe ja auch weder Hammer noch Holz. Manchmal verwechsle ich ihn mit der Ursache: Lerne ich seinetwegen niemanden kennen, mit dem eine gemeinsame Aktion reale Spuren zieht? Oder habe ich ihn doch rettenderweise gefunden, weil ich sonst an meiner Gebrochenheit gestorben wäre?
Er lockt mich. Er verheisst mir die Sehnsucht nach der Verbindung eines Paars, denn er ist in der Schrift und in der Tradition der Bräutigam der Hochzeit. Insofern hat mich der „Da Vinci Code“ im Kino tief berührt. Ich weiss von einem Bär, dass er das Buch von Stan Brown gelesen hat. Aber der Bär schläft. Ich seh ihn manchmal online verborgen auf der Kontaktseite. Aber ich figuriere nicht in seiner Favoritenliste. Wenn er lieb wäre, vertrauensvoll zugewandt zuverlässig wie Christus, würde ich mich still zu seinem Licht in seinen Schoss legen. Und warten und arbeiten.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Johannis (Der Stern 17)


Der Start meines Blogs hat mich ziemlich aufgekratzt, resp. die Beweggründe und Umstände, die mich zu diesem Start gedrängt haben. Ich war ziemlich hin- und hergerissen nach meiner Mitteilung an einen Freund beim Chat, dass ich ihn mit dem Flugzeug besuchen kommen wolle. Zweifel befielen mich, ob die Aussagen im Chat auch mit der Empfindung in der realen Begegnung auf einem internationalen Flughafens zusammen passen würden. Aber ein wenig Erfahrung hab ich ja im Zusammentreffen mit Internet-Bären schon gesammelt. Und mehr denn einmal haben sie mich gefreut, wenn gleich sie noch selten zu einer Wiederbegegnung, geschweige denn zu einem dauerhaften Kontakt geführt haben. Wie würde sich die Sache mit „ihm“ ausgehen, zumal sich für ihn ein Treffen kaum aufdrängt? Er ist gegenwärtig mein einziger Kandidat, mit einer Ausnahme vielleicht. Einer Ausnahme, mit der ich sehr hoch pokern würde, würde sich daraus etwas ergeben.
Jedenfalls war ich gestern solange beunruhigt, bis ich hier den ersten Brief veröffentlicht hatte. Einen Brief, der wie ein unterdrückter Anhang an das Mail war, welches ich diesem Freund gestern morgen verschickt hatte. Das Briefschreiben balancierte mich weitgehend aus, aber ich legte mich dann doch mit noch genügend Feuer im Herzen schlafen. Und heute sieht alles wieder anders aus. Heute ist Johannistag, und Hans, Frührentner und mein bester Freund, ist bei mir. Wie immer ein vergnügter Gast, nicht mehr voll der Unrast der mittleren Generation, zu der ich mich trotz meines jugendlichen biologischen Alters und der ausbleibenden Seriosität zu zählen habe und auch Hans hat sein jugendliches Temperament erhalten. Er will nur nicht mehr ständig Neues erschaffen, lancieren und erleben, was ganz mein Thema ist, z.B. jetzt auch dieses Journal; er ist anschaulicher geworden und zieht eine harmonische Kontaktpflege mit vielen alten Freunden spektakulären Unternehmungen vor. Das bedingt häufig Anpassungen von beiden Seiten; wiederkehrende gemeinsame Elemente nach getrennten Programmen. Zur Zeit widmet er sich der Zeitungslektüre auf seinem Bodenbett, während ich geheimnisvoll „schriftstellere“.
Hans, Johannis‘ Namensvetter, bringt viele Sterne zum Leuchten. In der Freundschaft zu ihm nehme ich sozusagen uneingeschränkt die Fülle eines satten Beziehungslebens vorweg. Die Qualität des Zusammengehörens, der Zuwendung und Geborgenheit ist hervorragend und doch ist sie nicht das Ziel, sondern weckt die Vorahnung von etwas, was weitere Sterne am Himmel erzeugen kann. Ich hab die Sehnsucht bereits im Brief gestern ausgedrückt. Der Wunsch nach gemeinsamem Lebensentwurf, dem Aufbau einer eigenen Seifenkiste, mit der Mann zu zweit durch die Welt donnert. Wie glücklich scheint die Voraussetzung einer jungen Familie mit Aussicht auf Nachkommen. Hier künden sich so viele neue und bewegende Szenarien an. Und dies ist’s wonach ich selber ausschaue in meiner Partnersuche. So gern würd ich den Alltag der Menschen mitgestalten auf der Grundlage dessen, was sich zwischen mir und meinem anderen Teil ergibt, wenn wir zusammenkommen. Eine kleine Galaxie, welche unseren Berührungen entströmt? Ich träume davon, ein kreativer Teil eines Paars mit einem zutiefst religiösen Bewusstsein zu werden, deren Anliegen die Verschönerung des Himmels hier von der Erde aus ist. Mit dir möchte ich ein Zelt spannen und die Decke verzieren mit leuchtenden Bildern und Buchstaben, die wir einander und allen mitteilen möchten, wie wir sie beim Lauschen an je der Brust unseres „Herren“ vernehmen. Wie Johannis.

Grosse Arkana



Ich bin kein profunder Tarot-Kenner, aber das Buch „Tarot und Die Reise des Helden“ von Hajo Banzhaf, der ja auch Astrologe ist - ein Fach, auf das ich mich besser verstehe - hat mich gepackt. Banzhaf stellt die Reihe durch die Karten als ein faszinierender Entwicklungsweg dar, wie er sich auch für die eigene Biografiearbeit hilfreich erweist und mich inspiriert. Auch für den Inhalt dieser Seite eignet sich die Verwendung der Grossen Arkana. Ich habe die Kartenreihe bezogen auf meine Beziehungs-Wunschgeschichte bereits gedeutet, und das Gute an dieser Reihe ist, dass sie happy endet. Nämlich mit der Karte 21 „Die Welt“, welche die Erfüllung menschlichen Daseins darstellt. Auf diesem Hintergrund bin ich in der Auseinandersetzung mit den Karteninhalten, so unterschiedlich ihre Aussagen auch sind – sie umfassen alle denkbaren Höhen und Tiefen – bezogen auf meine Beziehungswünsche sehr zufrieden.
Nun vollzieht sich die Entwicklung im realen Leben und vor allem auf der Ebene emotionaler Befindlichkeit natürlich nicht schön nach der Tarot-Reihe. Meine persönlichen Standorte wechseln ziemlich kühn. Einmal befinde ich mich in einer bewegten, hoffnungsvollen Lage, anderentags werde ich von Leere und Missmut heimgesucht, was die Erlangung des glücklichen Zieles anbetrifft. Diese Wechsel stören die Aufzeichnungen in diesem Journal kaum. Vielmehr sind sie Gegenstand entsprechender Einträge.
Im ersten Artikel dieser Seite („Zum Geleit“) habe ich eine sukzessive Einführung in die Karten der Grossen Arkana angekündigt. In diesem zweiten Artikel möchte ich nun an die Umsetzung derselben herangehen. Ich frage mich zu diesem Zweck, welche der 24 Karten das momentane Gefühl gegenüber meiner Beziehungsgeschichte am besten wiedergibt. Und diese Karte will ich in einem Eintrag unter der Rubrik „Journal“ vorstellen in Verbindung mit meinem persönlichen Befinden, bzw. meiner Situation. Und zwar wie immer auf belletristische Weise, was heissen soll frei assoziativ im Modus eines hoffentlich magischen Wunschdenkens, welche wie ein Harald der Wirklichkeit vorauseilt. In einem Glossareintrag in der Seitenspalte soll jeweils die allgemeine Bedeutung der entsprechenden Tarot-Karte erläutert werden.

Dienstag, 26. Dezember 2006

To whom it may concern


Lieber Stefan, ich nenne dich heute so, weil du dann Namenstag hast. Die andern kennen dich nicht, wir sind uns vertraut durch einen Mailwechsel, einen Chat auf einer Kontaktseite im Netz. Gerade heute habe ich dir gemailt. Wieso wende ich mich bereits wieder an dich über einen anderen Kanal, den du (noch) nicht kennst? Weil dieser Mailwechsel mich beschäftigt, weil ich after thoughts habe, was mein Mail von heute morgen anbelangt, das ich aber dir gegenüber nicht offen kommunizieren kann, weil du mich beschäftigst. Es gibt so vieles, das ich über uns zu wissen meine ohne dass ich es dir gegenüber ausdrücken darf, weil die Zeit nicht richtig ist. Ich müsste warten bis du offener wärst für meine Gedanken, aber warten kann ich nicht, ohne dass die Gedanken zurückstauen, denn sie bedrängen mich.
Ich nehme gern ein paar Schritte aufs Mal, bzw. lass einige aus, weil das Wunschdenken schneller ist als jede geordnete Absprache. Das kennst du selber auch. Aber du hast keine Wunschgedanken, die meine Person betreffen. Sie betreffen jemand anderen und deshalb bist du für meine, die dich betreffen, nicht offen. Du weißt, dass du mir deine Gedanken, den anderen betreffend, mitteilen darfst, ohne mich dadurch zu verletzen; denn ich bin aufrichtig an dir interessiert und an dem, was dich bewegt. Aber auch mich bewegen Dinge. Und ich bin froh, mich über dieses Journal mitteilen zu dürfen. Wem? „To whom it may concern“, habe ich diesen Eintrag, und könnte vielleicht alle kommenden Einträge übertiteln. Vielleicht darf ich mich auch dir mitteilen? Wenn der Zeitpunkt stimmt? Oder unter der Voraussetzung, dass die Dinge, die ich hier bespreche, belletristischer Natur sind? Also nicht auf die selbe Art real, wie unser Mailkontakt, bei welchem ich mir inhaltlich mehr Rechenschaft ablege, was ich dir mitteile. Ich sag dort nichts oder kaum etwas im übertragenen Sinn. Im Gegensatz zu hier. Hier kommuniziere ich mit dir, mit jedem, mit dem ich will, auf einer freieren Ebene. Hier dichte ich die rationalen oder psychologischen Einwände weg, die gegen eine Verlautbarung von geheimen Gedanken sprechen. Poesie. Ist sie nicht geeignet für eine „Achtsamkeit gegenüber der Liebe“, meiner Liebe, meine ich? Ist Liebe nicht leichtgläubig und naiv und navigiert freimütig und vergnügt an Hindernissen oder Zeitverschiebungen vorbei, weil sie die Wahrheit besser kennt als Vernunftgründe das tun? Meine Liebe ist so. Für sie spielt es keine Rolle, ob dir meine Nase nicht gefällt oder mir deine Arme zu dünn sind, wenn wir uns treffen. Ihr einziges Anliegen besteht darin, uns jeseits solcher Lapalien zusammenzuführen, für immer, und aus gutem Grund. Ja, meine Liebe kennt dafür viele guten Gründe, sie ist hellsichtig und klug. Sie könnte dir über Seiten erzählen, wie wir zusammen leben, was wir zusammen tun und gemeinsam erschaffen. Sie hat Visionen parat, wie du sie hast für deinen Freund, der auch kein Gehör dafür hat. Ist diese Seite hier nicht vermittelnd? Ist sie keine Paarberaterin? Stell dir vor, du hättest die Ablenkung nicht mit jemandem aus dem Süden von Osteuropa. Ich nenn es freiheitshalber einmal „Ablenkung“. Stell dir vor, ich hätte meine Vorbehalte nicht, dass es nicht klappt, was heisst "klappt"? Nicht schlägt, nicht hüpft, nicht tanzt, unser Herz bei unserer ersten Begegnung, bei unserem realen Kennenlernen und unserer gegenseitigen Erkenntnis: Mit dir verbringe ich den besseren Rest meines Lebens. Was wir nicht alles schaffen könnten, Stefan vom Stefanstag. Ist es nicht unglaublich? Ist es nicht noch gar nie dagewesen? Fantastisch? Bombastisch? Apokalyptisch? Ist dir bewusst wie ungemein kreativ wir zusammen wären? Nein. Du hast davon noch keine Ahnung, weil dir die Einsicht der Liebe fehlt. Noch bist du verschlossen in deiner schönen Muschel und weinst eine Träne um den anderen Geliebten. Um jenen, mit dem du kreativ sein möchtest. Ich wünsche es dir! Ich wünsche es dir von Herzen, denn ich weiss, wie allmächtig deine Wunschgedanken sind. Aber gehören wir nicht gerade deshalb zusammen? Potenziere deine Wunschgedanken mit meinen – ich hab sie noch gar nicht fertigi ausgesprochen – und ein Staunen wird sich unser bemächtigen. Ein Beben wird uns erfassen, wie im Taumel stolpern wir über die Jahre und jedes Jahr zu Weihnachten tragen wir einen Berg Geschenke ab aus dem unerschöpflichen Erzwerk unserer Liebe und legen sie unter Tannenwälder und beglücken damit die ganze Welt, damit alle wieder wie Kinder werden, wie Kinder, die wir waren und wieder wurden an dem Tag, als wir zusammenfanden. Und wenn du stirbst - nach mir, ich bitte dich, Stefan - wird man dich als Märtyrer feiern in einer grossen Prozession. Als Märtyrer, weil du mehr Liebe verbreitet hast, als ein Menschenherz fassen und ertragen kann. Steinigen wird man dich mit den Geschenken, die wie Kinder aus dem geboren sind, was du geschenkt hast aus deinem guten, nimmer müden Herzen, das sich in meinem hörte und die Welt verzauberte in einem Feuerstrom von Melodie. Stefan, mein lieber Schwan. Ich ende dieses Gebet taumelnd und trunken. Und danke dir, dass du schweigend zuhörst, wie ich jetzt gar nichts mehr sage und dich nur noch schweigend betrachte in der Freude eines ganz grossen Glücks. Dein Nik

Zum Geleit


Werde ich einmal heiraten? Vielleicht sogar bald?
Die Frage klingt unwahrscheinlich, zumal ich mit niemandem ausgehe und Heirat zwischen Männern eher nicht üblich ist. Und dennoch lebt in mir eine Ahnung und das Thema zieht sich Zeit meines Lebens durch meine Empfindung wie ein roter Faden.
Ich möchte dieser Frage hier nachspüren, in diesem „Journal der Achtsamkeit gegenüber der Liebe“ wie diese Seite übertitelt ist. Und ich widme sie insbesondere jenen, die entweder Kanditaten dieser Liebe sind, werden, sein möchten oder sich aus anderen Gründe für diese Auseinandersetzung interessieren.
Bezüglich Struktur und Gliederung dieses Blogs habe ich vor, hie und da den verschiedenen so benannten Textformen (Artikel, Journal, Brief, Spruch, Meditation) Nummern der Grossen Arkana vom Tarot zuzuordnen, in welches hier sukzessive eingeführt wird. Natürlich freue ich mich über aufrichtige und intelligente (lieber E- als IQ) Kommentare, wozu ein Blog – ich spreche nicht aus Erfahrung – sich offenbar anbietet. Dem zumindest, der den Weg hierher gefunden hat oder gewiesen wurde und (wichtig!) der sich hier auch wohl fühlt.