Sonntag, 16. Dezember 2007

White Christmas

Der Durst mich mitzuteilen bleibt ungebrochen, obwohl ich mir der Unmöglichkeit dessen eher noch bewusster geworden bin. Auch bin ich mir bewusster denn je, dass dieser Blog ein Ersatz ist. Eigentlich hab ich mich niemandem mitzuteilen. Dennoch geb ich die Blogadresse weiter, denn ich erachte meine widersprüchliche Situation als grundehrlich. Ich suche verwegen weiter nach einer, nach der einzigen Ansprechperson. Trevor hatte verstanden, dass es hier um einen Code geht, der so angelegt ist, dass nur dieser eine ihn knacken kann. Trevor hatte in einem kurzen Anflug den Eindruck, er könnte und/oder wollte das tun. Aber ein solch kurzer Atem reicht nirgendwo hin. Wohnen wir nicht alle im Niemandsland?
Meine Erwartung ist im Advent immer besonders gross, und sie ist nicht einmal auf eine trügerische oder verkehrte Weise überspannt, denn sie – die Erwartung – ist dann im besonderen Mass religiös konzentriert. Wie verbreitet ist die Fähigkeit, sich den Messias als Person, als Kleinkind vorzustellen, gegenwärtig, in unseren Breitengraden? Gerade wenn ich in vielerlei Hinsicht bedauere anders zu sein, diesbezüglich fühle ich mich vielleicht bereits wieder in auffälliger Weise erhaben. Ich kann mir den Messias als Kleinkind, als Junge, Jüngling oder reifer Mann tatsächlich vorstellen, weil ich bereits unendlich viele Hinweise auf ihn gesammelt habe. Ich habe die herrlichsten Männer gesehen und teilweise sogar kennengelernt. Manchmal schiessen mir Tränen in die Augen, wenn ich nur an einzelne Merkmale denke.
Als ich zu meiner letzten Therapiestunde mit Dr.Prank den Pass mit dem Fahrrad hinauffuhr betete ich über den Tod. Ich teilte meinem Messias mit, dass wenn mich ein gewaltsames Ende „frühzeitig“ – jetzt – zu spät! - heimsuchen würde („bitte einfach nicht zu brutal!“), ich zu ihm über das Wasser gehen wollte im vollen Bewusstsein und ohne jeden Zweifel darüber, dass er mich liebend (ekliptisch) umarmen würde. Liebend, kann je einer richtig verstehen, was das überhaupt bedeutet? Dr. Prank gab mir dazu Hinweise: Liebend könnte etwa heissen „in der Bereitschaft meiner ganzen Person, das Gegenüber bei der Verwirklichung seiner wesentlichsten Lebensmöglichkeit zu unterstützen“. Was ist deine wesentlichste Lebensmöglichkeit, geneigte Leserin; Sheagle, du einzige, die das hier je kommentieren wollte? Dabei liebst du nicht einmal „uns Männer“, tss (von deinen "Chefs" mal abgesehen)!
Meine wesentlichste Lebensmöglichkeit weint vor Anstrengung, weil sie unbedingt gewinnen möchte, aber bereits eine grosse Ahnung darüber gewonnen hat, dass sie von einer Niederlage viel mehr mit nach Hause nimmt. Meine wesentlichste Lebensmöglichkeit hat nach argen Beeinträchtigungen immer noch einen derart absoluten Anspruch, der letztlich darin besteht, dass ihm niemand genügt, dass niemand seine Grösse und seinen unbeugsamen Stolz sehen darf. Und dennoch suche ich wie ein Verrückter. Ich versuchte sogar – ich plappere hier unzensuriert auch Geheimnisse aus, denn hier hatte noch nie etwas Konsequenzen! – mithilfe eines Psychopharmakas zu suchen, welches mir Dr.Prank auf meine Bitte hin verschrieben hat (ich hatte genug von meiner „Wahrnehmung“!). Aber es gefährdete meine verrückte Suche. So seuchte ich die chemischen Spuren wieder aus und trage nun wieder die Bio-Knospe auf meinem geschundenen Herzen.
Bevor das Herz einmal ablöscht wird das Blut schwarz, so stelle ich mir das bildhaft vor. Aber es geht ja noch nicht auf Karfreitag zu, und Karfreitag dauert nur 24 Stunden – gleichlang wie ich für die Trauer um Trevor brauchte – der Stern zieht uns voran und stoppt über Bethlehem. Ich bin in Aufbruchstimmung, liebe Leserin, mit dir in unser schönstes Jahr!

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo, (nun nicht mehr ganz so) Fremder, leider hat unser heutiges Gespräch an anderer Stelle abrupt geendet, was ich bedauere, da ich unsere Unterhaltung sehr interessant fand, wenn ich auch am Anfang etwas irritiert war, so wurde es doch im Laufe der Unterhaltung sehr aufschlußreich (zumindest für mich), und gab mir den Anstoß bestimmte Aspekte meines Verhaltens aus anderer Perspektive zu betrachten. Ich weiß nicht warum diese Unterhaltung so plötzlich endete. Vielleicht lag es daran, das es wohl eher ein Frage-und-Antwort-„Spiel“ war, denn eine richtige Unterhaltung, da ich eigentlich nur auf Deine Fragen geantwortet habe anstatt ebenfalls welche zu stellen und Du dieses als Desinteresse meinerseits ausgelegt hast (was nicht der Fall war). Eine andere Möglichkeit besteht natürlich darin, das ich aufgrund meiner Antworten auf Deine Fragen für Dich uninteressant geworden bin. Sollte dies der Fall gewesen sein, so hat es nicht anders sein sollen.

Nichts destotrotz werde ich mich durch diesen, Deinen Blog lesen, nachdem ich nun schon angefangen habe und er mich auf wundersame Weise fesselte, wie selten zuvor etwas geschriebenes.

Wie Du diesem Text entnehmen kannst, ist Interpunktion nicht meine Stärke. Ich hoffe Du siehst mir das nach.

In diesem Sinne...

Grüße in die Schweiz