
Danke. Das will ich dir nicht vergessen, wie du mich nach 17 Tagen „Fernweh“ wieder begrüsst hast. Du zeigtest mir ungefähr die Fröhlichkeit eines Fünfjährigen, der seinen Papa wieder hat; nein, der Geburtstag hat, seinen eigenen, ganz für sich und Papa ist da! Der liebe Gott gönnte mir, dass ich mich in einem Hoch befand. So vermochte ich die Freude anzufeuern und hoch in die Luft zu schlagen. Was für ein Fest, wenn die Herzen wehen mit brennenden Flaggen.
Ich verstehe schon, was in mir vorgeht, kleiner Held. Ich bin addictable für den Schein, der aus der Seele eines starken Mannes leuchtet (drum hab ich ja ein Buch dazu geschrieben). Und offenbar hast du Risse in deinem Gestein, gepanzerter Soldat, dass dieses Licht so hell aus dir heraustreten kann. Vielleicht haben wir analoge Wunde, dass es mit mir dermassen korrespondiert? Ich muss einen Umgang finden mit meiner Sucht. Ich darf nicht meinen, dass alles – Fluch und Segen – von deinen Reaktionen abhängt wie zwischen Mutter und Kind und vor allem sollen sich nicht unzählige geheime Erwartungen dazwischendrängen. Bald seh ich dich wieder. Wie lerne ich, dass das nicht ein und alles ist? Wie verhindere ich, dass ich meine Absicht, wieder zu der gleichen Intensität im Kontakt mit dir vorzustossen? Ich will diesen Wunsch nicht weiter zurückdrängen. 17 Tage hatte ich ausgeharrt und die Abwesenheit deines hellen Scheins stellte dich mir ins falsche Licht, nämlich in die Dunkelheit. Nun will ich mich einfach freuen und berühren lassen. So viel ist unausgesprochen im Gedanken an dich. Aber wenn du da bist, gibt es keine Geheimnisse mehr. Ich werde mir deine Hände anschauen, die hellen kurzen Haare auf deinem Unterarm; ich gehe in deinem Gesicht spazieren, während du redest, und der Kreis wird – fast – geschlossen sein. Ich will ihn gar nicht vollends schliessen. Die Öffnung darf ruhig bleiben.
Wieder hab ich etwas Schönes von dir erfahren, ganz beiläufig. Dass du Vögel gerne magst. Und dass, wenn man dein Herz in Paris aussetzt, deren Flügel es gezielt und schnell nach hause trägt. Genau das meine ich mit der Seele des starken Mannes. Du hast eine Seele voller Sehnsucht nach zuhause. Und du hast ein schönes Zuhause und dennoch ziehst du in die Ferne.
Es geht nicht um ein praktisches Uns Zwei, nicht wahr? Es geht, so wie ich Gott von meiner Seite her gedacht verstehe, nur einfach um die Berührung und die Erkenntnis, die darin liegt. Es geht um das kairologische Moment. Du vermagst haarscharf meine fröhliche Kindseite zu reizen, und du wirst das noch 10000mal tun. Wieviel davon beabsichtigst du? Aber 10000 Male bist du dann wieder für Stunden und Tage fort. 10000 Mal kann ich mich dann wieder auf dich freuen. Du spürst auch mein Licht, nicht wahr? Nie haben wir darüber gesprochen. Doch, gestern sagtest du indirekt, dass wir harmonieren möchten. Ich konnte dich darauf hin nur glücklich ansehen, ohne irgendeine Träne im Gesicht. Ich vermochte auch nicht nachzudoppeln, aber irgendwann werde ich wohl einhaken. Gewollt oder ungewollt, mich drängt diese Bewusstmachung. Es dünkt mich naiv, nonverbal zu kommunizieren. Gestern fragtest du mich auch, wie es mir geht. Und ich war immerhin ehrlich genug um durchscheinen zu lassen, dass mit mir nicht alles in Ordnung ist. Ich will dich nicht belügen. Mein Vater hat stets vorausgesetzt, dass es einem gut geht. Und seine Wirkung war nachhaltig suggestiv. Es brauchte herkulanische Arbeit um mit der bösen Wahrheit vor ihm herauszurücken. Ich unternahm diese Anstrengung ungefähr dreimal, aber mein Vater kehrte immer zur alten Ausgangslage zurück. Und zwei Gesichter begannen sich in mir abzuzeichnen, zwei sehr kontrastierende Gesichter. Schon länger schaut es so aus, als wäre meine Vater-Beziehung von beiden Seiten her zerschlagen. Dabei müsste er meine Geschichte mit ihm kennen; er müsste wissen, dass diese Geschichte mit der Liebe begann.
Du selber antwortetest mit einer unvergleichlichen Gebärde, dass es dir gut geht. Diese Gebärde verstand ich im Sinn von: „Ich will ja schliesslich, dass es mir gut geht und ich setze mich erfolgreich dafür ein.“ Ja, Kleiner. Irgendwie scheinst du vieles richtig verstanden zu haben. Du bist weniger in Fehler eingepackt. Deshalb möchte ich so gern, dass du mir weiterhilfst.
Du spürst mein Licht und du bist dafür unvergleichlich empfindsam. Es bedeutet dir etwas zu wissen, dass sich hier eine fremde Intelligenz bewusst und tief mit dir im hoffenden Sinn auseinandersetzt. Ja, ich möchte, dass mein Licht dich immer bescheint. Du scheinst mit so wenig zufrieden. Du willst sonst nichts von mir. Du weißt, dass das Wesentliche darin enthalten ist und dass es nur frei, ohne Gewähr und Garantie geschenkt werden kann. Ich aber bin ein bisschen süchtig nach dir, Janosch. Leg mir deine Hände auf und heile mich von dieser Sucht. Irgendwann will ich dir sagen, was mit mir los ist. Und dann hoffe ich, dass sich Gottes Stärke in meiner Schwachheit offenbart.